Warum zerstört unsere Wirtschaft weiterhin die Natur und erzeugt Ungleichheit? Die Antwort ist, dass sie auf einem falschen Bild des Lebens beruht, in dem der Stärkste gewinnt und nur Überlegenheit Erfolg verleiht. Das Leben in der Biosphäre aber ist nicht die Geschichte des Sieges einzelner, sondern ein Geben und Nehmen in Gegenseitigkeit. Ökosysteme sind Formen, um Gegenseitigkeit zu organsieren, um dem Ganzen Fruchtbarkeit zu ermöglichen, indem die einzelnen nehmen können, was sie brauchen. Sein heißt hier immer teilen. Dieses Prinzip der lebenden Erde durchzieht den Boden, auf dem wir gehen, und dessen Gewächse unsere Nahrung hervorbringen. Die Erde ist ein Körper, an dem wir alle teilhaben. Erde ist Humus, somit die Grundnahrung alles Lebendigen und Garant auch des Humanen. Nur wenn wir das Begehren nach Gegenseitigkeit – und die Fähigkeit zu ihr – als eine Grundeigenschaft der Welt erfassen, können wir eine Kultur des Austauschs ersinnen, die das Leben nicht vernichtet, sondern das fundamentale ökologische Prinzip verinnerlicht: die gemeinsame Teilhabe an einem lebenden Ganzen.